Nachdem ich das Buch Zero Waste gelesen hatte, wollte ich unbedingt etwas ändern und fing dann auch super motiviert an. Doch die anfängliche Euphorie schwenkte auch schnell mal um, denn Verzicht kann anstrengend sein, weil man sich von Gewohnheiten verabschieden, öfter innehalten und reflektieren muss. Konsum ist kein Hobby! Wenn man sich das mal bewusstgemacht hat, geht es auch gleich wieder.
„Als ich begann, darüber nachzudenken, wie oft wir Dinge einfach nur wegwerfen, ohne sie überhaupt gebraucht zu haben, wurde mir manchmal ganz schlecht.“
Das Bewusstmachen spielt bei Vorsätzen sowieso eine große Rolle. Als ich anfing, darüber nachzudenken, wie oft wir Dinge einfach nur wegwerfen, ohne sie überhaupt gebraucht zu haben, wurde mir manchmal ganz schlecht. War ich in der Vergangenheit so ignorant, dass ich das nicht wahrgenommen hatte? „Danke, ich möchte keinen Strohhalm“ war, anstatt einer vorherigen Bitte, eine flapsige Bewegung, ein Rausziehen, Abschütteln und Wegwerfen. Und dieser Strohhalm hatte dann einfach mal keine Daseinsberechtigung – echt traurig!
„Wo fange ich bloß an?“
War einer meiner ersten Gedanken. Also setzte ich einen Tipp aus dem Buch um und fing an, die Firmen anzurufen, die ungefragt Prospekte und Magazine zu uns nach Hause schickten bzw. geschickt haben. Das ging viel schneller als erwartet und war eine echte Erleichterung – Häkchen gemacht, die Motivation stieg. Dann kam die Sache mit der Überzeugungsarbeit, denn wenn man nicht alleine lebt, muss der Partner mitziehen. Auch das hat tatsächlich geklappt, dafür bin ich meinem Mann sehr dankbar.
Nächster Punkt war das Einkaufen. Ok, im Unverpackt-Laden ist das auch gar kein Problem. Aber den hat erstens nicht jeder vor der Tür und zweitens gibt es da auch einfach nicht alles, was uns schmeckt. Für Müslizutaten ist Stückgut in der Rindermarkthalle unsere erste Anlaufstelle geworden. Regionales Gemüse und Obst kaufen wir zweimal die Woche auf dem Markt und die landen dann direkt im Jutebeutel. Manchmal ist das gar nicht so einfach, denn viele Marktleute muss man davon überzeugen, dass es ok ist, denn noch feuchten Salat dort reinzupacken. Beim Käse geht das auch – mit Überzeugungsarbeit und einer mitgebrachten Vorratsdose. Wenn der Käse über die Theke gereicht wird, ist das wohl auch gesetzestechnisch in Ordnung. Ansonsten versuchen wir, soweit es möglich ist, Getränke und Milchprodukte in Mehrwegverpackungen aus Glas zu kaufen. Wasser sprudeln wir oder trinken es direkt aus der Leitung.
„Aber auch wir kaufen nach wie vor Dinge,
die in Plastik verpackt sind.“
Manchmal hat man eben einen unerwarteten Jieper, oder möchte noch schnell eine Schale Erdbeeren mit nach Hause nehmen. Auch was das Bestellen von Kleidung und anderen Dingen angeht. Wir versuchen, so gut wir können, alles vor Ort oder gebraucht zu kaufen, trotzdem werden auch wir manchmal schwach. Hut ab vor all denen, die es tatsächlich konsequent schaffen, ihren Jahresmüll in ein Marmeladenglas zu packen. Alles in allem gibt es noch viele Bereiche, in denen wir etwas verändern und reduzieren können. Wie gesagt, das Bewusstsein und ein neuer Blick auf unnütze Verpackungen und Ressourcen, die wir so im Alltag verschwenden begleiten uns dabei. Die schönste Erkenntnis: Vorbild zu sein kann echt Spaß machen und resultiert ganz einfach aus dem eigenen Handeln heraus.
Tipps und Links:
- Das Buch Zero Wast von Shia Su hat mir den Denkanstoß gegeben. Ich kann es nur empfehlen. Genauso wie ihren Blog Wasteland Rebel. Dort findet ihr super viele Tipps und auch eine Karte, die zeigt, wo man überall unverpackt einkaufen kann.
- Wer keine Zeit hat, auf den Markt zu gehen, kann sich eine Gemüsekiste bestellen. Manche liefern sogar mit Brot, Milch und Co. und das regional und in Bioqualität. In Hamburg kann ich das Gut Wulksfelde empfehlen.
- In vielen Biomärkten gibt es inzwischen auch Beutel zu kaufen, die man wiederverwenden kann. Oft liegen die direkt in der Obst- und Gemüseecke.
- Wenn dann doch mal etwas in eine Papiertüte verpackt wird, einfach wiederverwenden.
- Wer eine Biomülltonne im Hof stehen hat, sollte sie auch unbedingt nutzen. Wir sammeln alles in einer Schüssel und bringen diese fast täglich runter. Daran gewöhnt man sich und es landet deutlich weniger Abfall in der Restmülltonne. Außerdem wird der Biomüll weiterverarbeitet.
- Mülltrennung ist Umweltschutz. Hier findet ihr einen Beitrag dazu.