Das Problem Palmöl und die Lösung? – Interview mit Dr. Bronner’s

Palmfrüchte direkt nach der Ernte, © PR

Palmöl steht in der Kritik – und das zu Recht. Bilder von Orang Utans, denen der Lebensraum weggenommen wird und LKWs, die sich mit rauchendem Auspuff ihre Wege durch gerodete Urwälder bahnen, haben sich in unseren Köpfen festgesetzt. Die Reduktion von Palmöl von uns als Verbraucher ist bestimmt die beste Lösung. Doch inzwischen steckt es in so vielen Produkten, dass der vollkommene Verzicht ganz schön schwierig geworden ist. Der Naturkosmetikseifen-Hersteller Dr. Bronner’s hat sich mit seinem 2008 initiierten Projekt „Serendipalm“ bewusst dafür entschieden, zu beweisen, dass man Palmöl auch anders gewinnen kann. Im Interview hat mir die Marketing Managerin Laura Hahlbrock verraten, wie genau das funktioniert.

 

Lebensmittel und Kosmetika: Was sind die positiven Eigenschaften von Palmöl?

Aufgrund des hohen Flächenertrages von Ölpalmen, der entsprechend niedrigen Produktionskosten von Palmöl und seiner technischen Vielseitigkeit ist es inzwischen weltweit zum wichtigsten Pflanzenöl geworden. Es hat einen hohen Schmelzpunkt, ist deshalb streichfähig und geschmeidig, zudem ist es geschmacks- und geruchsneutral.

 

Warum ist Palmöl so schwierig zu ersetzen?

Palmölgegner schlagen gerne den Ersatz von Palmöl durch andere Pflanzenöle, wie Kokos- oder Sojaöl vor, aber dies ist leider keine Universallösung. Um die gleiche Menge Öl zu produzieren, bräuchte man eine viel größere Anbaufläche, weil keine andere Pflanze so hohe Erträge wie die Ölpalme erzielt. Noch schlimmer: Ersatzöle setzen sich aus anderen Fettsäuren zusammen und erreichen nicht dieselben technischen Eigenschaften wie das Palmöl.

Der Ruf von Palmöl ist inzwischen schlecht. Woran liegt das und was könnte man verändern?

Der Großteil des weltweit produzierten Palmöls kommt aus Indonesien und Malaysia, wo riesige Flächen an Urwald für die Entstehung von Ölplantagen gerodet wurden und werden, auf denen dann Ölpalmen in einer Monokultur angebaut werden. Durch Abholzung und Brandrodung entsteht eine enorme Menge an Treibhausgasen; Ökosystem und Dorfgemeinden werden zerstört und wildlebende Tiere, wie zum Beispiel Orang-Utans, werden vertrieben und ausgerottet.

Dr. Bronner’s ist sich der negativen Konsequenzen großflächiger Rodung von Primär- und Sekundärwald und des Aufbaus riesiger Ölpalmmonokulturen sehr bewusst. Unsere Gegenstrategie ist jedoch nicht, auf den Einsatz von Palmöl und Palmkernöl zu verzichten. Es ist uns ein besonderes Anliegen zu demonstrieren, dass die Palmölgewinnung auch anders möglich ist.

 

Palmöl kann, so wie jedes andere landwirtschaftliche Produkt, umwelt- und sozialfreundlich produziert werden, – wenn man es richtig macht!“

 

Woher bezieht Dr. Bronner’s sein Palmöl?

Aus unserem eigenen Bio- und Fair Trade-Palmölprojekt in Ghana. Das Projekt wird von unserer ghanaischen Tochtergesellschaft Serendipalm Co. Ltd betrieben. Wir kaufen Palmfrüchte von über 500 kleinen Familienbetrieben in Ghanas „Eastern Region“, nahe der Stadt Asuom. Die Felder haben eine Durchschnittsgröße von 2-3 Hektar und sind umgeben von Feldern mit Kakao und Zitrusfrüchten. Dies vermeidet Monokulturen. Es gibt keine Rodungen für neue Anbauflächen – und keine Vertreibung von Primaten oder Gemeinden.

 

 

Die Bauern und Bäuerinnen erhalten faire Preise für die Palmfrüchte, Schulungen zum ökologischen Landbau und werden mit den Bio-Rückständen aus der Produktion versorgt, die sie als Mulch und Dünger verwenden. Unsere Ölmühle beschäftigt inzwischen mehr als 250 Mitarbeiter, mehrheitlich ungelernte Frauen. Sie profitieren von Arbeitsbedingungen, einer Vergütung und Sozialleistungen, die in dieser Branche und Region selten sind. Das Dr. Bronner’s Special Operations Team unterstützt den Betrieb tatkräftig in allen Bereichen und ist regelmäßig vor Ort. Das produzierte Öl deckt inzwischen unseren gesamten Palmölbedarf ab und beliefert außerdem eine wachsende Zahl von Unternehmen, die unsere Vision teilen, wie z.B. die deutschen Firmen Rapunzel und GEPA.

 

Nach zehn Jahren Aufbau und Entwicklungsarbeit ist Serendipalm heute weltweit ein respektiertes Beispiel für die ländliche Entwicklung durch fairen Handel.“

 

 

Kann ich bei jedem Bio-Produkt, das Palmöl enthält, davon ausgehen, dass dafür keine Waldflächen gerodet wurden?

Die EU-Bio-Verordnung schließt die Rodung von Waldflächen für den Palmöl-Anbau nicht ausdrücklich aus. Auch Biopalmöl wird oft in industriellen Monokulturen angebaut. Diese sind allerdings meist kleiner und stehen überwiegend auf Land, das schon vorher landwirtschaftlich genutzt wurde. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung, die langfristige Pflege des Bodens und die Nutzung vorhandener Flächen produzieren Bio-Plantagen deutlich weniger Treibhausgase und gefährden die Artenvielfalt weniger als konventionelle Plantagen. Sie bieten zudem auch Kleinbauern Chancen auf ein stabiles Einkommen. Dennoch ist auch der Bio-Anbau aus unserer Sicht keine perfekte Lösung, sondern sollte mit hohen ethischen, sozialen und ökologischen Standards, wie zum Beispiel Fair Trade, kombiniert werden.

Vielen Dank Frau Hahlbrock für das interessante Interview! Hier könnt ihr mehr über Serendipalm erfahren.

Folge:

Die Reduktion von Palmöl von uns als Verbraucher ist bestimmt die beste Lösung, doch inzwischen steckt es in so vielen Produkten, dass der vollkommene Verzicht ganz schön schwierig geworden ist.