Mülltrennung ist Umweltschutz – Interview mit Philipp Sommer von der DUH

© Annika Boerm

Ich hatte mir ja vorgenommen, die Abfallmenge in unserem Haushalt deutlich zu reduzieren. Doch was passiert eigentlich mit dem Müll, der übrig bleibt? Und wie wichtig ist es, zu trennen? Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter für Kreislaufwirtschaft von der DUH (Deutsche Umwelthilfe), hat meine Fragen dazu beantwortet.

 „Mülltrennung ist nach wie vor für die Umwelt extrem wichtig und absolute Grundvoraussetzung, dass man nachher auch recyceln kann.“

 

Herr Sommer, ein Bekannter hat vor Kurzem erzählt, dass er seine Glasflaschen in den Restmüll werfe, da am Ende doch eh alles in einer Tonne landen würde…

Philipp Sommer: Der Gedanke, dass nachher alles zusammengeschmissen wird, ist falsch. Das liegt daran, dass manche Kommunen die Abfälle mit Mehrkammerfahrzeugen abholen und dann wirkt das so, als würde die Gelbe Tonne und die Restabfalltone im selben Fahrzeug landen. Tatsächlich werden die Abfälle in unterschiedlichen Kammern gehalten.

Wie wichtig ist Mülltrennung für die Umwelt?

S: Mülltrennung ist grundsätzlich sehr wichtig. Weil nur, wenn wir Stoffe und Abfälle getrennt halten, lassen sie sich auch nachher recyceln. Umso sauberer man trennt, desto besser lassen sich Sachen recyceln.

„Besser als Recycling ist die Wiederverwendung.“

 

Weil beim Recycling kann man nur die eingesetzte Materialenergie und nur zum Teil die Energie für die Herstellung erhalten,
d. h., man muss immer wieder eine neue Flasche herstellen, aus diesem Kunststoffgranulat, das man gewonnen hat.
Aus Umweltsicht sind Mehrwegbehältnisse die deutlich bessere Wahl.

 

Sind Tetrapacks eigentlich noch umweltfreundlich?

S.: Das kritisieren wir schon länger. Vor etwas mehr als zehn Jahren wurden Getränkekartons als umweltfreundlich oder als ökologisch vorteilhafte Verpackung gekennzeichnet. Heute haben diese Verbundverpackungen noch einen Verschluss aus Plastik und eine Ausgusshilfe. Zusätzlich sind da, neben dem Papier, bis zu sieben Schichten Kunststoff drin, die dann noch mit Alufolie verbunden sind. Das können normale Papierrecyclinganlagen gar nicht verarbeiten. Außerdem werden Tetrapacks immer aus Neumaterialien hergestellt.

Wenn ich meine Umverpackung aus Plastik in den Gelben Sack oder die Wertstofftonne werfe, was passiert dann danach damit?

S.: Das geht in Sortieranlagen und wird in zehn bis elf unterschiedliche Fraktionen sortiert. Das heißt, die Getränkekartons gehen in eine Fraktion, Hartkunststoff in eine andere. Die verschiedenen Kunststoffsorten werden getrennt, Papier wird nochmal abgetrennt, Weißblech und magnetisierbare eisenhaltige Metalle werden abgetrennt. Und dann in die jeweils richtigen Recyclingströme der jeweiligen Recyclinganlagen zugeführt. Ein großer Teil des Plastiks, das nicht sortenrein getrennt werden kann, kommt zu den Mischkunststoffen. Daraus wird ein Teil zu minderwertigen Produkten wie Parkbänken recycelt, der restliche Teil wird verbrannt.

Übrig bleiben die Fehlbefüllungen wie Bioabfälle und andere Restabfälle oder Dinge, die aktuell nicht sortiert werden. Zum Beispiel kleinere Folien. Die werden nicht richtig erfasst und somit auch nicht recycelt. Genauso ist es bei PLA. PLA ist ein neuartiger Biokunststoff, der derzeit bei der Sammlung im Gelben Sack nicht sortiert und recycelt wird. Dieser sogenannte Sortierrest wird anschließend verbrannt.

 

„Viele dieser biologisch abbaubaren Kunststoffe bauen sich in der Umwelt genauso langsam ab wie herkömmliches Plastik.“

 Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft. © DUH

Können Sie mir drei Does and Dont’s nennen, wie ich meinen ökologischen Fußabdruck in Sachen Abfall verkleinern kann?

1. Produkte länger nutzen und wenn möglich, einfach weniger konsumieren. Umso weniger Abfall anfällt, umso besser.

2. Die Abfälle so sortenrein wie möglich trennen (also durchaus auch Verpackungen und Bioabfälle).

3. Bei der Auswahl der verpackten Produkte, die man kauft, darauf achten, dass es Mehrwegverpackungen sind oder die Verpackung zumindest den Blauen Engel trägt, da dieser den Einsatz von recycelten Materialien fördert.

4. Bei Lebensmitteln sollte man neben einer umweltfreundlichen Verpackung darauf achten, dass das Produkt biologisch, regional und saisonal hergestellt wurde.

 

Ihr habt Fragen zum Thema? Schreibt sie in die Kommentare und ich werde Herrn Sommer bitten, diese zu beantworten.

Folge:
Ich hatte mir ja vorgenommen, die Abfallmenge in unserem Haushalt deutlich zu reduzieren. Doch was passiert eigentlich mit dem Müll, der übrig bleibt? Und wie wichtig ist es, zu trennen?